26.05.2025
Der erfolgreiche Weinbauer startet bei Null und baut gemeinsam mit seiner Frau Hilary ein eigenes Business als Négociant auf.
Er hat sich in der Weinbranche einen ausgezeichneten Ruf als nachhaltig arbeitender Winzer erarbeitet, der die regenerative Landwirtschaft als oberste Prämisse verfolgte. Die Rahmenbedingungen des Wiener Winemakers haben sich jedoch grundlegend geändert. Im Gespräch mit Gault&Millau verweigert er jegliches Statement zu seiner Vergangenheit am Maurer Weingut Zahel, gibt sich aber umso gesprächsbereiter, wenn es um seine Zukunft geht. Gemeinsam mit seiner Frau Hilary tritt er ab sofort als Négociant auf, also als Weinexperte ohne eigene Weingärten, ohne eigenes Weingut. Stattdessen schließt er Partnerschaften mit etablierten Winzer:innen, die ihm Rebflächen zur Verfügung stellen.
„Wir sind eine Marktplattform für Winzer:innen, die in manchen Märkten nur eingeschränkt präsent sind. Besonders mit unseren internationalen Kontakten im englischsprachigen Raum können wir bestehende Kräfte bündeln“, so Alexander Zahel. Synergien werden schon in der eigenen Familie gefunden: Während Alexander sein Know-how in den Weingärten und in den Kellern weitergeben kann, zeichnet seine Frau Hilary für Marketing und Design verantwortlich. Alle Etiketten der neuen Weinlinie sind und werden von ihr selbst entworfen.
Konkret sieht das Modell so aus: Zahel sucht hervorragende Lagen mit biologisch bewirtschafteten Reben und begleitet den Besitzer von der Weingartenpflege bis zur Ernte und weiter in den Weinkeller bis zur Abfüllung. Alte Reben sollen es sein, die viel Charakter mitbringen und mit denen eine gewünschte Stilistik herausgearbeitet werden kann. „Das Wichtigste dabei sind gute persönliche Beziehungen, wir arbeiten mit den Winzern:innen als Team zusammen“, erklärt Zahel. Sein Sortiment soll alle wichtigen Stilrichtungen abdecken, vom Pet Nat über trinkfreudige Weißweine bis zu tiefgründigen Roten. Das Ziel sind 15.000 bis 20.000 Flaschen pro Jahr, für den Vertrieb konnten schon gewichtige Partner wie Del Fabro, Morandell, Ammersin oder gurkerl.at überzeugt werden.
„Wir sind extrem exportorientiert“, führt Zahel weiter aus. Dank seiner langjährigen Vertriebserfahrungen und nicht zuletzt dank der US-amerikanischen Herkunft seiner Frau ist der englischsprachige Markt im Fokus. Seinen Angaben zufolge gibt es gute Gespräche mit US-Händler:innen, die sich angesichts der aktuellen Zollpolitik noch etwas zurückhaltend zeigen, und großes Interesse aus Kanada, wo gerade intensiv nach Alternativen zu US-Weinen gesucht wird.
So jung das Projekt auch ist, so klar sind bereits die Vorstellungen der Protagonist:innen: „Nach dem ursprünglich burgundischen Konzept der ‘micro-négoce’ wollen wir sinnvolle, für beide Seiten vorteilhafte Produktionspartnerschaften mit engen Winzerkolleg:innen eingehen, die jeweils das vielfältige Terroir des Landes repräsentieren.“
Alle Erzeuger:innen sind biologisch und regenerativ zertifiziert und in einigen Fällen auch biologisch-dynamisch. Die Trauben werden Zahel zufolge von Rebstöcken geerntet, die mindestens 35 Jahre alt sind. Maischekontakt von 12 bis 18 Stunden soll den Weißweinen viel Charakter verleihen, und die Gärung darf ausschließlich spontan erfolgen – auf gezüchtete Hefen wird also verzichtet. Das Ziel sind flüssige Naturschönheiten ohne Filtration oder Schönung, mit minimalem Schwefeleinsatz.
von Bernhard Degen
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