05.02.2025
Das burgenländische Weingut stellt zahlreiche hochkarätige Châteaux in den Schatten.
Die Geschichte des Weinguts Pöckl geht bis in das Jahr 1910 zurück, als Albert Pöckl aus den USA ins Burgenland zurückkehrt und mit seiner Frau Katharina den Grundstein für das Weingut legte. Heute leitet René Pöckl das Familienweingut in vierter Generation gemeinsam mit seiner Frau Eva. Die rund 40 Hektar Weingärten sind mit Sorten wie Zweigelt, Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot bepflanzt. “Wir waren immer schon besonders frankophil”, erzählt René Pöckl bei einer ganz besonderen Vergleichsverkostung bei Wein & Co am Stephansplatz. Er hat nicht nur im Bordeaux ein Praktikum gemacht, er hat sich auch den bordelaiser Stil mit raffiniertem Holzeinsatz zu eigen gemacht. Vinophiles Herzstück des Betriebs ist die Rotweincuvée Mystique. Aus welchen Sorten sie sich zusammensetzt, wird nicht verraten, die Weine sind jedenfalls monumental und brauchen den Vergleich mit großen Bordeaux nicht scheuen. So kam René Pöckl im Austausch mit dem Team von Wein&Co auch auf die Idee, eine einzigartige Vergleichsverkostung zu organisieren. Eine ambitionierte Angelegenheit, aber der Mut hat sich gelohnt, das Ergebnis war sensationell.
Am 30.1. wurden neun Paarungen eingestellt und blind ausgeschenkt, die versammelten Weinfreund*innen wussten also nicht, in welchem Glas der Pöckl-Wein und in welchem der Bordeaux war. Mit fortschreitendem Verlauf der Verkostung kristallisierten sich zwei Dinge heraus. Erstens: Die Stilistik Pöckls ist stringent und wurde immer öfter richtig erraten. Zweitens: Bordeaux und Burgenland waren bei dieser Verkostung auf Augenhöhe. Mehr noch: Pöckl setzte sich in Duellen mit ganz großen Namen mitunter klar durch.
Das Duell des Abends war wohl Mystique 2011 gegen La Mission Haut Brion 2014. Beide Weine zeigten sich in Top-Form, wobei die meisten Verkoster die Mönchhofer Cuvée knapp vorne sahen. Für mich war der 2011er Mystique der Wein des Abends.
Der teuerste Wein der Verkostung war La Fleur 2006, der aktuell um rund 900 Euro gehandelt wird. Ihm stellte Pöckl seinen Merlot 2006 entgegen, der um rund 150 Euro am Sekundärmarkt zu haben ist. Ausnahmslos alle Gäste schätzten die Qualität des österreichischen Merlots höher ein.
Man mag dagegen halten, dass nicht die besten Jahrgänge aus dem Bordelais gewählt wurden, aber angesichts der internationalen Relevanz und der eklatanten Preisunterschiede hätte man nicht erwartet, dass Pöckl im Endeffekt besser abschneidet.
www.weinco.at
www.poeckl.at
von Bernhard Degen
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