07.10.2025
Eigene Landwirtschaft und Jagd: Küchenchef Thomas Strasser nützt den Heimvorteil für herausragende Küche.
„Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“ Dieser Spruch wird einem ehemaligen Gast des Genießerhotels Post Lermoos zugeschrieben: Johann Wolfgang von Goethe residierte in dem historischen Haus ebenso wie König Ludwig II. oder Andreas Hofer. Die Geschichte des Hauses reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück, es ist aber nicht überliefert, wie es zu Goethes Zeiten um die Weinauswahl bestellt war. Heute muss man sich jedenfalls keine Sorgen um die Weinkompetenz im Haus machen. Sommelier Almin Begic kuratiert eine Weinkarte der Träume mit über 1000 Positionen. Der Weinkeller ist aber keineswegs ein Museum – die Gäste schätzen und lieben das Angebot; beim Abendmenü wird fast an jedem Tisch eine hochwertige Flasche entkorkt.
Der Post in Lermoos eilt ein ganz besonderer Ruf voraus: Unter Genießern hat es die Runde gemacht, dass es hier die beste Halbpension Österreichs geben soll. Und tatsächlich – was Küchenchef Thomas Strasser und sein Team hier jeden Abend aus der Küche schicken, ist sensationell. Das Fine-Dining-Restaurant ist mit drei wohlverdienten Hauben dekoriert, das Niveau der inkludierten Abendmenüs für Hausgäste steht dem um nichts nach. Die Lebensmittel stammen zu einem guten Teil aus eigener Landwirtschaft oder von der eigenen Jagd. Strasser legt großen Wert darauf, ganze Tiere zu verarbeiten und alles zu verwerten, nicht bloß die Edelteile. Was nicht selbst kultiviert werden kann, wird von erlesenen Partnern zugekauft – von regionalen Bauern oder ausgewählten Sennereien.
Es ist aber nicht nur eindrucksvoll, was auf den Tellern landet, sondern auch, wie es serviert wird. Man hat den Eindruck, dass das gesamte Team ehrlich Freude an der Arbeit hat. Leider ist das selten geworden, aber Gastgeber Lukas Pilgramer lebt es vor und seine Mannschaft folgt seinem Beispiel: kompetent, freundlich und empathisch. Selbst Juniorchefin Johanna Dengg gesellt sich zur Service-Mannschaft und hält so engen Kontakt zu ihren Gästen.
Jeden Sonntagabend wird in der Gourmetstube ein Galadinner (auch für externe Gäste) ausgerichtet. Hier zeigt das Team mit viel Freude am Tun, zu welchen Leistungen Küche und Service imstande sind. Beginnend mit einem wohlsortierten Brotwagen, unter anderem mit noch warmem Blunzenbrot ausgestattet, fühlt man sich sofort an das Steirereck erinnert, das hier auch respektvoll als Vorbild genannt wird. Küchenchef Thomas Strasser hat das Menü stimmig komponiert – geschmacklich und auch optisch wird eindrucksvoll hohes Niveau erreicht. Einige der Highlights sind Kaisergranat mit einer wunderbaren Bisque oder Zugspitzsaibling, am Salzstein gegart.
Souschef Stephan Döttger ein tolles Gänselebergericht in das Menü eingebracht und sich zudem als talentierter Patissier erwiesen. Sommelier Almin Begic wusste mit einigen gereiften Jahrgängen und einem lokalen Tiroler Wein zu beeindrucken – einem Sauvignon Blanc vom Weingut Zoller aus Haiming. Nach dem Dinner sollte man es nicht verpassen, Barchef Bernd zu besuchen. Er ist seit vielen Jahren verlässliche Anlaufstelle für klassische Cocktails, Gin Tonics und Whisky-Raritäten.
Wer abends alle kulinarischen Verführungen des Hauses auskostet, ist gut beraten, am nächsten Tag ein wenig Bewegung zu machen. Wandern, Radfahren, Golfen, Jagen (Familie Dengg hat eine eigene Jagd) oder Skifahren und Langlaufen im Winter – all das kann man vor der Haustüre machen. Den herrlichen Wellnessbereich mit Saunalandschaft, Innenpool, Außenpool, Solepool und Panorama-Sauna nicht zu vergessen.
Der privilegierte Blick auf die Zugspitze legt zudem eine empfehlenswerte Destination nahe, die man am einfachsten mit der Tiroler Zugspitzbahn, die übrigens ebenfalls im Besitz der Familie Dengg ist, erklimmt. Oben angekommen kann man wandern, klettern, skifahren oder einfach nur den atemberaubenden Ausblick bei einem guten Glas Wein genießen. Unvergesslich ist auch ein Fondue-Abend im Panorama-Gipfelrestaurant samt Sonnenuntergang und nächtlicher Bahnfahrt. So schön die Aussicht von oben auch ist – wir schauen lieber von unten rauf, von der Post in Lermoos, denn hier gibt es ein kulinarisches Verwöhnprogramm, das seinesgleichen sucht.
von Bernhard Degen
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