11.08.2025
Das traditionsreiche Wiener Beisl bekommt unter Betreiber Jing Chen ein neues Konzept mit ganztägigem Betrieb und wöchentlichem Chef’s Table.
Sperren Traditionslokale nach längerem Leerstand wieder auf, sorgt das gern für Aufsehen. So auch beim Sopherl am Naschmarkt. Einst ein beliebter Ort für Nachtschwärmer:innen, dank flexibler Öffnungszeiten und dem mehr oder minder passablen Gulasch zu später Stunde, stand das Wiener Beisl trotz Umbauplänen pandemiebedingt einige Jahre leer. Rein zufällig kam Jing Chen, Food-Blogger und Betreiber mehrerer asiatischer Lokale in Wien, an die Adresse. „Es war der richtige Ort zur richtigen Zeit“, sagt der Gastronom im Gespräch mit Gault&Millau. Am 11. August feiert das Sopherl mit gewohntem Namen, aber anderem Erscheinungsbild Eröffnung.
Was noch an den Ursprung des Lokals erinnert, ist die „Wiener Beisl“-Reklame über der Schank. Letztere ist grün verfliest und soll eine Hommage an die Marktstände vor der Tür sein. Im Zuge der Neugestaltung arbeitete Chen mit befreundeten Architekt:innen zusammen, mit einem Ergebnis, dass sich eher schlicht und nicht im gewohnten Beisl-Charme zeigt: dunkles Mobiliar, helle Wände und kugelförmige Pendelleuchten, die über den Tischen hängen.
Hinsichtlich des kulinarischen Konzepts hatte Jing Chen gemeinsam mit Koch Mike Köberl zunächst überlegt, reine Wiener Küche zu servieren. Am Ende einigte man sich auf eine breitere österreichische Linie. „Wir spielen uns herum und möchten das Beisl neu denken“, erklärt Chen. Geöffnet ist ganztags, von Montag bis Sonntag. Dementsprechend umfangreich ist das Angebot. Neben Frühstück mit French Toast (11,90 Euro), Bagel (11,90 Euro) und Shakshuka (12,90 Euro) gibt es eine Mittagskarte mit Wiener Gabelbissen (7,50 Euro), Blunzn-Gröstl (16,50 Euro) und Gemüserostbraten (25,80 Euro). Ab 18 Uhr ändert sich die Karte: White Panther Garnelen-Tatar (16,90 Euro), Lammkotelettes (29,90 Euro) und Kärntner Kasnudln (16,90 Euro). Ein weiterer wöchentlicher Fixpunkt ist der „Chef’s Table“ am Dienstagabend, bei dem maximal zehn Gästen ein individuelles Menü serviert wird. Eine Voranmeldung ist erforderlich.
Wenngleich das heutige Sopherl wenig an das frühere erinnert, bleibt mit dem beibehaltenen Namen ein Andenken: „Frau Sopherl vom Naschmarkt“ war eine Kunstfigur des Wiener Feuilletonisten Vinzenz Chiavacci (1847-1916). In Kolumnen und humoristischen Standreden kommentierte die Marktfrau einst das Stadtgeschehen und steht somit symbolisch für wienerische Schlagfertigkeit und Bodenständigkeit. Eine Haltung, die Chen für das neue Sopherl versteht.
von Derya Metzler
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