07.06.2024

Bodrum: Ein Festival für alle Sinne

Kunst und Kulinarik sind die beiden großen Leidenschaften von Sahir Erozan. Mit dem Festival MedBodrum verbindet er beides und will seine Wahlheimat in der südwestlichen Türkei zu einem internationalen Kultur-Treffpunkt machen.

Gastgeber Sahir Erozan mit dem Musiker und DJ Mercan Dede
Gastgeber Sahir Erozan mit dem Musiker und DJ Mercan Dede © Maçakizi

Party machen – das, kann Sahir Erozan zweifellos. So hat er vor über 40 Jahren seine Gastronomie-Karriere in Washington DC gestartet, so hat er sich auch in der Kunstszene zwischen Miami, Basel und Venedig weltweit einen Namen gemacht. Obwohl Sahir ursprünglich aus Istanbul stammt, verbindet ihn viel mit Bodrum, das bis zur Jahrtausendwende noch ein verschlafenes Fischerdorf am südwestlichsten Spitz der Türkei war. Heute ist Bodrum ein boomendes Tourismus-Zentrum, das die New York Times unlängst mit St. Tropez verglichen hat. Neben dem luxurlösen Maçakizi Hotel, das Sahir bereits in den späten 1990er Jahren eröffnet hatte, befinden sich heute Luxushotels wie Mandarin-Oriental, Ritz Carlton und Bulgari ebenso hier. Statt kleinen Fischerbooten liegen jetzt unzählige Luxusyachten vor Anker. Für Sahir ist die beeindruckende Entwicklung der Region Fluch und Segen zugleich.            

„Für das Geschäft waren die letzten 20 Jahre natürlich großartig. Gleichzeitig ist ein bisschen etwas vom Charme der vergangenen Tage verloren gegangen, als Künstler wie Mick Jagger oder Rudolf Nurejew in dem kleinen und sehr einfachen Hotel meiner Mutter abgestiegen sind. Mit dem Festival MedBodrum wollen wir diesen Ort zu einem lebendigen Zentrum für kunstinteressierte Gäste machen“, umschreibt Sahir die Gründe, die ihn dazu bewogen haben, im heurigen Mai das Festival MedBodrum ins Leben zu rufen, das zu einer jährlich wiederkehrenden Institution werden soll.

Der surrealistische Maler Martin Eder aus Deutschland, die englische Malerin Helen Beard, die Kuratorinnen Jane Neal und Frau Tholstrup (beide sitzend), der tschechische Bildhauer Matouš Háša und die britische Bildhauerin Kate MccGwire
Der surrealistische Maler Martin Eder aus Deutschland, die englische Malerin Helen Beard, die Kuratorinnen Jane Neal und Frau Tholstrup (beide sitzend), der tschechische Bildhauer Matouš Háša und die britische Bildhauerin Kate MccGwire © Maçakizi

Bildende Kunst und Musik

Wenn man ein neues Festival ins Leben rufen will, sollte gleich die erste Ausgabe richtig knallen, dachte sich Sahir. Den Auftakt bildete eine Party auf der historischen Burg, die im 15. Jahrhundert von den Johannitern als christliches Bollwerk gegen den Islam errichtet wurde. Damals hieß der Ort noch Halikarnassos. Zu den elektronischen Klängen des kanadisch-türkischen DJs Arkin Allen mischte sich beim Sonnenuntergang der Ruf des Muezzins – orientalischer geht es nicht! Auch an den drei weiteren Festival-Abenden stand zum Abschluss Musik im Fokus. Bebel Gilberto aus Brasilien, Skip Marley (der Enkel von Bob) lieferten mitreißende Live-Gigs ab, die DJ-Duos Mëstiza sowie Gioli & Assia sorgten für Bewegung am Dance Floor.

Auf der weitläufigen Anlage des Maçakizi Hotels, stolperte man an jeder zweiten Ecke über Kunstwerke, eines der anwesenden Künstler. Antonio Santin brachte einige seiner hyperrealistischen Gemälde mit, das Londoner Duo Frederikson Stallard platzierte Skulpturen – genauso wie der junge Tscheche Matouš Háša, der aktuell übrigens in Wien lebt. Das ganze Hotel glich einem Zaubergarten, der mit unzähligen kreativen Überraschungen gespickt war. Laut Sahir ist das eigentlich das ganze Jahr über der Fall, wenngleich nicht in dieser überschwänglichen Dichte. „Kunst ist mehr als die Behübschung öffentlicher Räume. Sie ist in der Lage, uns zu inspirieren und zu verzaubern. Seit meiner frühesten Jugend war ich immer von Kunst umgeben“, erklärt Sahir.

So wie der Opa: Skip Marley begeistert mit entspannten Reggae Beats.
So wie der Opa: Skip Marley begeistert mit entspannten Reggae Beats. © Maçakizi

Foodfestival mit Spitzenköchen   

 „Wir wollen die ganze Welt zu uns einladen und nicht bloß ein paar berühmte Starköche aus Europa präsentieren. Es geht darum, das Leben zu feiern und globale Netzwerke zu knüpfen. Das gilt für die Künstler, Musiker und natürlich auch die Köche“, mein Sahir.    

So kamen Tekuna Gachechiladze aus Tiflis und Deepanker Khosla aus Bangkok nach Bodrum, um jeweils ein Dinner zu kochen, das in spiritueller Zusammenarbeit mit einem der anwesenden Künstler entstanden ist. 3-Sternekoch Michael van der Kroft (Tres) kam aus Rotterdam, Jonny Lake (Trivet) aus London, Enrico Cerea (Da Vittorio) aus Mailand. Nach den Abendessen, die gleichzeitig im Hotel und der auf der anderen Seite der Bucht gelegenen Luxus-Villa stattfanden, stiegen die Parties mit Live-Musik und anschließenden DJ-Stars.

„In Bodrum gibt es zahlreiche Galerien. Auch vielversprechende junge Künstler aus der Türkei haben sich hier niedergelassen. Was allerdings noch fehlt, ist ein kenntnisreiches, internationales Publikum, das nicht nur zum Baden und Party-Machen zu uns kommt. Auch wenn wir das MedBodrum-Festival im ersten Jahr in Eigenregie organisiert und finanziert haben, soll es in Zukunft zu einem gemeinsamen Event aller relevanten Tourismusbetriebe werden, das international wahrgenommen wird und ein ähnliches Publikum wie in Miami, Basel oder Venedig, anlockt“ freut sich Sahir schon auf die kommenden Jahre.

Auch während des restlichen Jahres ist das Maçakizi Hotel eine lohnende Gourmet-Destination, denn mit Aret Sahakyan steht hier ein Großmeister der türkischen Küche am Herd, der im vergangenen Jahr für das traditionelle Restaurant auf Anhieb mit zwei Gault Millau Hauben ausgezeichnet wurde. Das soeben erst eröffnete Fine Dining Restaurant des Hotels wird in der kommenden türkischen Ausgabe des Gault Millau wohl deutlich höher bewertet werden.

macakizi.com

von Wolfgang Schedelberger

Gastgeber Sahir Erozan mit dem italienischen Starkoch Enrico Cerea (Da Vittorio) und Carlo Bernardini, dem Executive Chef der Villa Maçakizi
Gastgeber Sahir Erozan mit dem italienischen Starkoch Enrico Cerea (Da Vittorio) und Carlo Bernardini, dem Executive Chef der Villa Maçakizi © Maçakizi

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