02.03.2022

Ein Geschenk des Himmels – Weine aus Europas Ordenshäusern

Die Tradition und Weiterentwicklung des Weinbaus ist eng mit den Klöstern verbunden. Vor allem die Benediktiner, Zisterzienser und Kartäuser waren große Pioniere.

Winzer Michael Moosbrugger mit Zisterziensermöchen auf Schloss Gobelsburg
Winzer Michael Moosbrugger mit Zisterziensermöchen auf Schloss Gobelsburg © Herbert Lehmann

Wein wird in der Bibel weit über 500 Mal erwähnt. Noah gilt als erster Winzer, bei Salomo ist der Rebensaft Arznei für Leidende und bei der Hochzeit von Kana werden Krüge mit Wasser in Wein verwandelt. Im Christentum bilden Wein und Brot die zentralen Symbole der Eucharistie. Jesus hat den Wein beim Abendmahl zum Zeichen seines Blutes erklärt und ihm damit einen festen Platz in den christlichen Religionen verliehen. Die religiöse Bedeutung des Weins erklärt somit auch den prägenden Einfluss den die Kirche auf die Entwicklung der Weinkultur hat. Vor allem durch die Klöster in der Zeit ab dem Mittelalter.

Wissenschaftliche Experimente im Clos de Vougeot

Die Mönche wussten sehr genau, dass die Wein-Qualität  immer maßgeblich von den Lagen abhängt. Und sie hatten schon immer präzise Kenntnis davon, wo guter Wein wachsen kann. Ein weltberühmtes Beispiel dafür ist der Weinberg „Clos de Vougeot“ im französischen Burgund. Beim ehemaligen Grangie (Anm. Vorratsspeicher) der Abtei von Cîtaux, entstand ein umfriedeter Weingarten, auch Clos genannt, in dem die Mönche ihre ersten wissenschaftlichen Experimente durchgeführt haben sollen. Dabei ging es vor allem um die Wahl der richtigen Rebsorten auf den entsprechenden Böden und die Behandlung der Weinstöcke wie schneiden und düngen. Die Weine vom „Clos de Vougeot“ stehen heute im Rang eines Grand Crus und zählen zu den gesuchtesten und teuersten Burgundern.

Ein Brautschleier führte zur Gründung von Stift Klosterneuburg

Auch Österreich spielt in der klösterlichen Weinbautradition wichtige Rolle. Nahe Wien existiert das Stift Klosterneuburg seit fast 900 Jahren ununterbrochen als Winzerbetrieb. Von dessen Gründung erzählt die sogenannte Schleierlegende. Es heißt, der Stiftsgründer Leopold III. aus dem Geschlecht der Babenberger und seine Frau Agnes, eine Tochter Heinrichs IV., standen an ihrem Hochzeitstag 1106 auf dem Söller ihrer Burg, dem heutigen Leopoldsberg. Plötzlich kam ein heftiger Windstoß und riss Agnes den Brautschleier vom Kopf. Der Schleier, ein feines Gewebe aus Byzanz, er wird immer noch in der Schatzkammer aufbewahrt, flog über die Hänge des Berges davon. Leopold kniete nieder und schwor, an der Stelle, wo er den Schleier wieder finden werde, ein Kloster zu gründen. Erst neun Jahre später kam er auf der Jagd auf das Gelände des heutigen Stiftes. Plötzlich schlugen die Hunde im Gebüsch an. Auf einem weiß blühenden Holunderstrauch hing der unversehrte weiße Schleier.
 

Stift Klosterneuburg
Stift Klosterneuburg © Foto beigestellt

Eine Flaschenkapsel mit Kultstatus

Bis zurück ins Jahr 1083 lassen sich die historischen Wurzeln des Stiftes Göttweig nahe Krems verfolgen. Die Entwicklung des Weinbaus der Region wurde hier entscheidend mitgeprägt. 1730 erfolgte bereits die erste Abfüllung in Flaschen im Stift. Sie hatten die Form eines Glasballons. Aus dieser Zeit stammt auch die erste planmäßige Kellerwirtschaft. Heute kümmern sich Fritz Miesbauer und sein Team um die Produktion und den Verkauf. Einprägsames Merkmal der Weine vom Stift Göttweig ist die auffällig bedruckte Kapsel, die den Flaschenhals umgibt. Sie zeigt einen Auszug des berühmten Deckenfreskos der Kaiserstiege im Stift Göttweig. Ein Juwel, des hoch geschätzten Barockmalers Paul Troger aus dem Jahre 1739. Stift Göttweig beeindruckt sowohl mit seinen Weinen als auch mit seiner Architektur. Seit dem Jahr 2000 ist es übrigens UNESCO-Weltkulturerbe.
 

Das Deckenfresko aus Stift Göttweig ziert die Flaschenkapsel
Das Deckenfresko aus Stift Göttweig ziert die Flaschenkapsel © Stift Göttweig

850 Jahre und ein Vierteljahrhundert

Auch die Geschichte von Schloss Gobelsburg ist eng mit der klösterlichen Tradition verbunden. Sie begann 1171 mit der Übertragung von Weingärten am Heiligenstein und Gaisberg an die Mönche des Zisterzienser-Stiftes Zwettl. Bis 1996 oblag ihnen die Weinbereitung. Heute führen Eva und Michael Moosbrugger dieses zisterziensische Erbe weiter. Im Keller spielt diese mit der Weinlinie „Tradition“ nach wie vor eine große Rolle. Auch der neu errichtete Fasskeller des ÖTW-Weingutes Schloss Gobelsburg, der in Form eines Kreuzganges und nur mit Stein und Ziegeln angelegt wurde, nimmt die schlichte, spirituelle Bautradition des Ordens auf. Das Weingut feierte im Vorjahr übrigens nicht nur 850. Geburtstag sondern auch ein Vierteljahrhundert unter der Ägide der Moosbruggers.

Großes Portfolio himmlischer Weine

Die Weine der im Gault&Millau top-bewerteten Weingüter Stift Göttweig, Stift Klosterneuburg und Schloss Gobelsburg sind ein Teil dessen, was das Team von Kastner AllesWein unter Leitung von Head Sommelier Ing. Josef Maria Schuster mit viel Engagement über das vergangene Jahr zusammengetragen hat. Um die große Bedeutung der Weingüter europäischer Ordenshäuser zu würdigen, wurden unter dem Titel „Himmlische Weine“ 60 Kellereien, darunter auch so klingende, internationale Namen wie Kloster Eberbach aus dem Rheingau, die Kellerei der Abtei Muri-Gries oder Château Clos de Vougeot, in einem Katalog versammelt. Mehr unter www.kastner.at

Die top-bewerteten Weine im aktuellen Weinguide

Schloss Gobelsburg:

2020 Grüner Veltiner Kamptal DAC Ried Lamm 1ÖTW / 19 Punkte

2020 Riesling Kamptal DAC Ried Heiligenstein 1ÖTW / 19 Punkte

2020 Grüner Veltiner Kamptal DAC Ried Grub 1ÖTW / 18,5 Punkte

Stift Klosterneuburg:

Mathäi Sekt Große Reserve / 18 Punkte

2019 Pinot Noir Reserve Ried Raflerjoch / 17,5 Punkte

2019 Weißburgunder Reserve Ried Jungherrn / 16,5 Punkte

Stift Göttweig:

2020 Riesling Kremstal DAC Ried Pfaffenberg 1ÖTW / 17,5 Punkte

2020 Riesling Kremstal DAC Ried Silberbichl 1 ÖTW / 17 Punkte

2020 Grüner Veltliner Kremstal DAC Ried Gottschelle / 17 Punkte


von Petra Bader


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