Gault&Millau Genusstrip in den Bregenzerwald

Der Bregenzerwald ist in vielfacher Hinsicht eine gesegnete Region. Vom Massentourismus weitgehend verschont genießen Skifahrer von modernen Liftanlagen erschlossene Skigebiete und Tourengeher sowie Schneeschuhwanderer erfreuen sich an nahezu unberührter Winterlandschaft. Langläufer und Winterwanderer kommen ebenso auf ihre Rechnung, werden aber allzuleicht von gemütlichen Wirtsstuben, Sonnenterrassen und kulinarischen Verlockungen vom Weg abgebracht.

Genuss in jeder Hinsicht bieten die kulinarischen Winterwanderungen. Die individuell bei Bregenzerwald Tourismus buchbaren Tagestouren führen Schritt für Schritt von Gang zu Gang und inkludieren Frühstück, Mittagessen und Dessert – die Speisen werden in Berggasthäusern oder Restaurants serviert. Zur Wahl stehen Wanderrouten in Mellau-Bizau-Bezau und Sibratsgfäll-Schönenbach. Neu dazu kommen ab dem Winter 2021/22 kulinarische Wanderrouten auf dem sonnigen Hochplateau von Sulzberg und im hochgelegenen Dorf Damüls. 

Frische Luft macht Appetit © Alex Kaiser / Bregenzerwald Tourismus

Käsekultur

Ganz typisch für die Region sind Käsespezialitäten, vor allem die würzigen Alp- und Bergkäse, die nicht nur die Küchen prägen, sondern auch die Landschaft. Die Bewirtschaftung von Weideflächen von Berg bis Tal ließ eine einzigartige Kulturlandschaft entstehen. Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Handel ist vorbildlich nachhaltig und gipfelt in der KäseStrasse Bregenzerwald, die alle Akteure miteinander verbindet. Neben Käse werden Joghurts, Fleisch und Speck-Spezialitäten, Edelbrände und Kosmetik aus Molke vermarktet. Das kulinarische Aushängeschild ist der Bregenzerwälder Alp- und Bergkäse, der umso würziger schmeckt, je länger er reift. 

Kulinarik

Die Haubendichte im Bregenzerwald ist mehr als beachtlich, gleich drei Restaurants sind mit drei Hauben ausgezeichnet: Das Schwanen in Bezau, Gasthof Krone in Hittisau und s’Schulhus in Krumbach. In Schwarzenberg fühlen sich Gourmets besonders wohl: Das Hotel Gasthof Hirschen und der Gasthof Adler sind mit je zwei Hauben gekrönt. Wahrlich einzigartig ist das Sonntagsgasthaus von Irma Renner, der Adler in Grossdorf. Bis auf wenige Ausnahmen ist nur an Sonntagen geöffnet und Gastköche aus aller Welt bringen internationales Flair in den Bregenzerwald. 

Genuss-Skifahren im Bregenzerwald © Angelina Schneider / Bregenzerwald Tourismus

Architektur

Besucher schätzen die malerische Landschaft ebenso wie die einzigartige Holzarchitektur, bei der jahrhunderte alte Höfe auf stimmige Art von modernen Holzbauten Gesellschaft bekommen haben. Als Schaufenster für die Bregenzerwälder Handwerks- und Gestaltungskultur versteht sich das Werkraumhaus in Andelsbuch. Tradition und Moderne kombinieren auch viele Hotels und Ferienhäuser. Bemerkenswert sind vielerorts vorhandene Spuren der Barockzeit. Die Gemeinde Au war Heimat vieler talentierter Barockbaumeister und Handwerker, die überregional an die 800 Kirchen, Klöster, Schlösser, Palais und Bürgerhäuser errichteten. Die Meister jener Zeit und ihre beachtlichen Errungenschaften stellt das neue Barockbaumeister Museum in Au-Schoppernau in den Mittelpunkt. 

Insidertipps

Auf der Suche nach Empfehlungen mit kulinarischem Hintergrund gibt es kaum einen berufeneren Experten als den Hirschenwirt Peter Fetz, Hotelier in zehnter Generation. Sein Hotel Gasthof Hirschen in Schwarzenberg ist Dreh- und Angelpunkt der Bregenzerwälder Gastronomie und mit der Konzertreihe “Wälderness” auch kultureller Treffpunkt. Die Hirschenküche ist mit zwei Hauben dekoriert und nicht nur Vorreiter der Fermentier-Kunst und der vegan/vegetarischer Küche, auch im Haus kreierte Wurstvarianten sind avantgardistisch.

Das sind die kulinarischen Tipps von Peter Fetz: 

• Gasthaus Tonele in Egg: Da gibt's eigentlich nur Käsknöpfle und Bier. Ganz urig. 
• Adler in Grossdorf: Sonntagsgasthaus von Irma Renner. Hat jeden Sonntag andere Köche aus aller Welt da und bringt ein bisschen Schwung in den Bregenzerwald. 
• Der Jogi: Der hippste (aber auch wirklich handwerklich hervorragende) Fleischveredler in Bezau. Tipp: Der Instagram-Account des Fleischhauers.
• The Falling Cow: Wirklich herausragende Burger einer Amerikanerin und eines Steirers, die früher mal Köche in der Post in Bezau waren und jetzt einen Foodtruck betreiben. Haben das Flesich vom Jogi (siehe oben).
•  Auf einen Drink am Abend geht man nach Andelsbuch in den Jöslar.
• Trevo Coffee in Bezau: Besitzer Andrea ist Italiener und macht Third Wave Coffee mitten im Bregenzerwald. (Am Abend gibt es auch manchmal Negronis!)
• 1648 Gams: In der Gams in Bezau gibt es (seit irgendeinem Lockdown) eine echt eindrucksvolle Pizzeria. Eben in einem Haus aus dem Jahr 1648, in das sie einen goldenen Pizzaofen reingebaut und Teile der Decken rausgenommen haben. Man kann selber durch den Weinkeller schlendern und sich was aussuchen.  

Peter Fetz © Wolfgang Bohusch

Empfehlungen der Gault&Millau-Redaktion:

Restaurants (und Hotels)

• Biohotel Schwanen in Bizau (15 Punkte, 3 Hauben) - Emanuel Moosbrugger bringt die Offenheit seiner Stationen in New York und San Francisco in den Bregenzerwald.
  • Kirchdorf 77, 6874 Bizau
• Hotel Gasthof Krone in Hittisau (15 Punkte, 3 Hauben) - Küchenchef Michael Garcia Lopez profitiert von der Fusion einer Bregenzerwälderin mit einem Spanier.
  • Platz 185, 6952 Hittisau
• s’Schulhus in Krumbach (15 Punkte, 3 Hauben) - Die Schulbank zu drücken, war noch nie so erhebend.
  • Glatzegg 58, 6942 Krumbach
• Hotel Krone in Langegg (14 Punkte, 2 Hauben) - Fokus auf heimische Produkte, zum Beispiel Süßwasserfische vom Bodensee.
  • Gfäll 107, 6941 Langenegg
• Hotel Gasthof Hirschen in Schwarzenberg (14 Punkte, 2 Hauben) - Tradition und Avantgarde unter einem Dach.
  • Hof 14, 6867 Schwarzenberg

Einfache Küche

• Gasthaus Tonele in Egg: Käsknöpfle und Bier!
  • Rain 96, 6863 Egg
• Adler in Grossdorf: Nur sonntags geöffnet, mit wechselnden Gastköchen.
  • Grossdorf 14, 6863 Egg
• Gams 1648: hochwertige Pizza, begehbarer Weinschrank.
  • Platz 44, 6870 Bezau
• The Falling Cow: hervorragende Burger - Foodtruck mit Stüberl.
  • Obere 688, 6870 Bezau
• Jöslar: Wirtshaus und Kino als Begegnungsstätte
  • Hof 139, 6866 Andelsbuch

Produzenten

• Käsekeller in Lingenau: Hier reifen rund 33.000 Käselaibe. Vom Foyer aus kann man zusehen, wie ein Roboter den Käse bürstet. 
  • Zeihenbühl 423, 6951 Lingenau
• Käsehaus in Andelsbuch: Große Bandbreite an Bregenzerwälder Käsen und Köstlichkeiten, sieben Tage in der Woche geöffnet.
  • Hof 144, 6866 Andelsbuch
• Sennhaus Rehmen: Senner Hermann Berchtold macht Käse wie vor 100 Jahren, mit Kupferkessel, Käseharfen und Käsetüchern.
  • Rehmen 88, 6883 Au
• Der Jogi: Hippster (aber auch wirklich handwerklich hervorragender) Fleischveredler in Bezau
  • Platz 50, 6870 Bezau
• Bartholomäus Fink: Brennerei in einer alten Bäckerei in Bizau eingerichtet. Großes Sortiment von Fruchtbränden bis zu Gin und Whisky. 
  • Kirchdorf 276, 6874 Bizau

Sonnenuntergang im Skigebiet Damüls © Ludwig Bertold / Mellau Tourismus

Weitere Tipps:

• Werkraumhaus: Schaufenster zur Bregenzerwälder Handwerks- und Gestaltungskultur mit wechselnden Ausstellungen
  • Hof 800, 6866 Andelsbuch
• Barockbaumeister Museum: den Barock-Baumeistern, -Malern und -Handwerkern gewidmet.
  • Rehmen 39, 6883 Au
• Frauenmuseum in Hittisau: Das einzige Frauenmuseum Österreichs und macht das Kulturschaffen von Frauen sichtbar und zeigt persönliche Schicksale in aktuellen Ausstellungen.
  • Platz 501, 6952 Hittisau
• Vorarlberger FIS Skimuseum: 130 Jahre Geschichte des Skilaufs in Vorarlberg.
  • Kirchdorf 138, 6884 Damüls
• Trevo Coffee in Bezau: Third Wave Coffee mitten im Bregenzerwald. "Transparenz von der Plantage bis zur Tasse."
  • Platz 30, 6870 Bezau

von Bernhard Degen