11.07.2023

Heuer am Karlsplatz: Neues Team, neuer Schwung

Gleich, aber doch anders zeigt sich das stadtbekannte Heuer am Karlsplatz unter neuem Management. Gault&Millau war vor Ort und hat sich einen Eindruck verschaffen.

Die neuen Betreiber: Christian Michor und Matthias Balgavy
Die neuen Betreiber: Christian Michor und Matthias Balgavy © Yannik Steer

Es ist schon ein Juwel, das Heuer. Mitten am Verkehrsknotenpunkt und nebst dem bewegten Treiben vom Wiener Naschmarkt, schafft das Lokal mit seiner Terrasse und anliegender Grünfläche eine willkommene Idylle. Dieses große Potenzial haben auch Christian Michor und Matthias Balgavy erkannt, als sie das Heuer im März vom Eigentümer Andreas Wiesmüller übergeben bekommen haben. „Seit der Pandemie hat sich das Konzept leider etwas verloren“, sagt Christian Michor im Gespräch mit Gault&Millau. „Die Gäste haben nicht mehr wirklich gewusst, wofür das Heuer steht.“ Dem möchten Michor und Balgavy mit einem neuen Konzept und neuer Identität Einhalt gebieten.

Fokus auf das Wesentliche

Auch wenn sich die Räumlichkeiten des Lokals schier unverändert zeigen, hat sich doch einiges getan. Durch die Zusammenarbeit mit dem Design-Studio HFA wurde der Markenauftritt aufgefrischt und der Fokus auf das Wesentliche gelegt. Die Erweiterung um „der, die, das“ im Logo soll dabei keine Hommage an die Sesamstraße sein, sondern ein Hinweis auf die Vielseitigkeit des Betriebes. Der Garten, die Bar, das Restaurant. „Wir arbeiten mit dem, was das Heuer zu bieten hat und versuchen, das fortlaufend weiterzuentwickeln“, so Christian Michor. Aus diesem Grund spielen Regionalität und die Einbindung von Fermentiertem und Eingelegtem nach wie vor eine vordergründige Rolle. 

Küchenchef Sebastian Wandl, der bereits seit zwei Jahren im Heuer beschäftigt ist, bezieht dafür ausschließlich lokale Lebensmittel entsprechend der Saison sowie Tiere im Ganzen, wovon sämtliche Teile verarbeitet werden. Das hat zur Folge, dass die Karte alle sechs bis acht Wochen wechselt. Auf Signature Dishes verzichtet man einstweilen: "Wir haben ein junges, dynamisches Küchenteam, das stetig neue Herausforderungen braucht“, sagt Michor. "Das saisonale Kochen nach Verfügbarkeit der Produkte ist eine Möglichkeit, kreativ zu arbeiten und sich mit jedem Gericht neu zu erfinden.“

Galerie

© Heuer am Karlsplatz

© Heuer am Karlsplatz

© Heuer am Karlsplatz

© Antonia Lang

Ein Blick in die Karte

Bei einem Besuch haben wir uns angesehen, wie sich das auf den Tellern zeigt. Nach Brot mit Mangalitza-Grammelschmalz startete das Chef’s Choice-Menü mit einem fruchtig-säuerlichen Seesaibling Ceviche mit Rhabarber und Radieschen. Es folgte eine kräftige und in keiner Weise geleeartige Sulz, ebenfalls vom Mangalitza-Schwein. Nach einem „vanilligen“ Waller mit Erdäpfelflan und Knoblauchjus kam eine raffinierte Komposition aus Reh, Sauerkirschen und roter Bete zu Tisch. Das Dessert mit Reismousse und Rhabarbersorbet schaffte eine harmonische Klammer. Als Speisebegleiter gab es eine Auswahl an heimischen Naturweinen wie auch klassisch ausgebauten Exemplaren.

„Mit Pauken und Trompeten ein Lebenszeichen setzen“

Neben dem abendlichen Dinner, wo zwischen dem Chef’s Choice-Menü und à la Carte gewählt werden kann, gibt es im Heuer von Dienstag bis Sonntag ab 14 Uhr wechselnde Nachmittagssnacks. „Wir möchten eine niederschwellige, gemütliche Atmosphäre schaffen, sowohl im Restaurant als auch im Garten“, sagt Christian Michor. Besonders der Garten wurde bereits mit kulinarischen Events reaktiviert: „Es war uns wichtig, von Anfang an mit Pauken und Trompeten ein Lebenszeichen zu setzen und die Menschen zu uns zu bringen.“ Auch zukünftig soll es Veranstaltungen mit spannenden Menschen aus der Kulinarik-Branche geben, insbesondere in Form eines Sonntagsprogramms.

Es ist schön zu sehen, in welche Richtung sich das Heuer am Karlsplatz entwickelt, ohne die bestehenden Stärken zu vergessen. Das, gepaart mit dem freundlichen Service und dem Ideenreichtum der neuen Betreiber, macht das Lokal schon jetzt zu einem vielversprechenden Ort in der Wiener Gastronomie, den wir gerne weiterhin beobachten.


von Derya Metzler

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