20.12.2023

Heuer am Karlsplatz stellt Betrieb ein

Die aktuellen Betreiber geben die Flächen an die Kunsthalle zurück. Es gibt bereits Interessenten für eine Fortführung.

© Heuer am Karlsplatz

Es war eines der schönsten und lebendigsten Gastronomieprojekte der vergangenen Jahre in der Donaumetropole. Nun hat Geschäftsführer Andreas Wiesmüller auf Anfrage von Gault&Millau kursierende Schließungsgerüchte mit Jahresende bestätigt. Im Gespräch erzählt er, dass er sich gar nicht als Gastronom versteht, vielmehr als Förderer: “Ich mag es, talentierte Menschen, die engagiert sind und etwas Spannendes machen wollen mit meinem wirtschaftlichen Know- how, Network und Kapital zu unterstützen, um gemeinsam etwas zu bauen, das Mehrwert für die Stadt verspricht, allen Spaß und wirtschaftlich Sinn macht: Dem Team, den Gästen, den Partnern und mir. So war es auch viele Jahre im Heuer. Und ich bin sehr dankbar für diese schönen Zeiten.”

Seit der Pandemie hat sich das Bild allerdings grundlegend verändert. “Der Spaß war ergo endend wollend", sagt der Unternehmer. Die Missstände sind bekannt: permanenter Personalmangel, Inflation, gestiegene Energiekosten, schwierige Planbarkeit. Außerdem führt Wiesmüller zunehmende Spannungen mit dem Verpächter an.

Geplante Renovierungen konnten nicht umgesetzt werden

Das persönliche Resümee von Andreas Wiesmüller hört sich einigermaßen ernüchternd an: “Ich denke, heute muss man mehr denn je mit vollem Herzen Gastronom sein, um durch diese schwierigen Zeiten zu kommen. Ich habe einen riesen Respekt vor jedem Gastronom, der heute diese Energie und Liebe 24/7 aufbringt – mir persönlich ist das inzwischen leider abhanden gekommen. Es ist immer schwieriger geworden, nach vorne zu arbeiten, Innovationen auf die Füße zu stellen, zu planen und Risiko zu nehmen.”

Den Ausschlag für die endgültige Entscheidung des Rückzugs gab, dass geplante Renovierungen sowohl aus technischen wie formalen Gründen nicht umsetzbar waren. Andreas Wiesmüller will sich als Unternehmer wieder auf seine ursprüngliche Berufung besinnen und Technologie und Start-Ups fördern. “Vielleicht auch mit AI Lösungen, die in der Gastronomie eingesetzt werden können." Ganz wird er sich vom Karlsplatz auch nicht zurückziehen, er bleibt Obmann des Vereins Karlsgarten für urbane Landwirtschaft. Hier möchte er weiter Veranstaltungen und Kooperationen in der Schnittstelle von Kulinarik, Kunst und Kultur organisieren.

Alle waren happy

Rückblickend erinnert sich Andreas Wiesmüller an viele schöne Momente. “Am Glücklichsten und stolz war ich an den zahllosen lauen Frühlingsabenden, wo man spüren konnte, dass alle happy waren: die Stimmung war ausgelassen, die Gäste happy und das Personal motiviert und hat gutes Trinkgeld gemacht. Zuletzt habe ich das zum Beispiel beim grandiosen Pop Chop Festival von Mathias Balgavy erleben dürfen. Es war immer zentraler Bestandteil des Konzeptes von Heuer, offen für andere zu sein, auch eine Plattform zu sein für Talente, die diese Stadt birgt: Kulinarisch, Produktseitig, Musik & Kunst: Liquid Market, Sound of Wine, akustik Woodstock, Cooks in residence  oder auch das Pop Chop Festival sind dafür Formate, die teilweise bei uns entstanden sind. Das war immer großartig.

Wie geht es weiter?

Die aktuellen Betreiber geben die Flächen an die Kunsthalle per Mitte Januar 2024 zurück. Ersten Informationen zufolge wird die Kunsthalle einen neuen Pächter auf einer reduzierten Fläche auswählen. Ein zentraler Interessent ist der Redaktion bekannt und könnte eine erfreuliche Lösung für die Zukunft bieten. Wir halten Sie am Laufenden.

www.heuer-amkarlsplatz.com

von Bernhard Degen

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