In Sachen Aufsperren herrscht beim Mraz ein strenges und klares Regiment. Tische gibt es ab 19 Uhr – und genau dann wird auch aufgesperrt. Jene Gäste, die für diese Zeit reserviert haben, warten draußen auf den Einlass. Und kommen sich vor der verschlossenen Tür schon etwas näher. Das hat was. Drinnen ist dann alles sehr entspannt. Vermutlich eine der entspanntesten Fine-Dining-Adressen des Landes. Gleichzeitig aber auch eine der spannendsten. Kulinarisch gesehen. Der Stil ist außergewöhnlich. Geschmack hat deutlich Vorrang vor der Optik. Was nicht heißt, dass die Teller nicht gut aussehen. Es sind eben keine fein ziselierten und mit Pinsel und Pinzette angerichteten Avantgarde-Kunstwerke. In der Küche vom Mraz zischt, dampft und riecht es. Genau das schmeckt man auch. Konkret: Sepia kommt in zwei Gängen, einmal als tiefdunkle, bodenständige und köstliche Siu Mai, dann der Tubus, hauchdünn geschnitten und hochgradig erfrischend angerichtet – mit Schönbrunner Kaffirlimetten und Granny Smith. Herrlich. Dann ist da noch ein von Vitello tonnato inspiriertes Gericht. Aber eben Huhn. Der erste von drei Hühnergängen. Die Mrazens nennen es Huhntello Shinato, mit Miso-Mayo und der Haut vom Hendl. Ein Gericht, bei dem man versucht ist, die Kinderstube zu vergessen, um mit Zunge oder Finger auch noch das letzte Restl vom „Shinato“ aus der Schüssel zu bekommen. Die Pasta asciutta heißt K & K, weil das Ragù aus Karotten und Kimchi zusammengestellt wird (und absolut großartig ist). Das Huhn hat dann noch zwei Auftritte. Einmal als Paprikahendl (Eins a) und als Supperl (nicht weniger gut). Last, not least das Dessert. Das kommt zwar in mehreren Teilen, was aber in Erinnerung bleibt, ist der bodenständige Teil des Reigens: ein sündhaft guter flaumiger Krapfen mit einem deftigen Batzen Creme darauf. Summa summarum: Geschmacks- und Wohlfühlküche vom Allerfeinsten. Weinbegleitung top, es gibt aber auch eine üppige Weinkarte, die sich sehen lassen kann.