24.06.2024

Mallorca kann auch anders

Ein Kärntner lockt Foodies auf die Insel.

Auster mit sphärischer Perle
Auster mit sphärischer Perle © Jürgen Schmücking

Bei Mallorca denkt man sofort an Malle. An Flugzeuge, die wie Zuckerstangen bemalt sind, an laute Musik und grölende Horden. Ballermann eben. Aber die Balearen-Insel kann auch anders. Genau genommen hat sie sich zu einem kleinen Paradies für Genießerinnen und Genießer entwickelt. Und mittendrin im Geschehen: Simon Petutschnig, ein Koch mit Kärntner Wurzeln, der mit zwei Restaurants und spannenden Ideen seine Gäste verwöhnt.

Ich treffe Simon Petutschnig gemeinsam mit dem Eigentümer der beiden Restaurants im Marceto d'Olivera, einem Markt im Zentrum von Palma. Einem Markt, an dem sie alle einkaufen. Die Touristen aus aller Welt, die Mallorquiner*innen, die Gastronom*innen. Letztere zuerst, dann die Einheimischen und am Schluss die Touris. Spätestens zu Mittag sind die Stände mit der unfassbaren Fülle an Fisch und Meergetier wieder geschlossen. Wir wechseln ins Cappucchino, ein Café in einem wunderschönen alten Innenhof. Solide Bausubstanz, Kunst an den Wänden. Im Gespräch erzählt Ivan Levy von seinen Projekten auf Mallorca. Wir sitzen dabei genau an dem Tisch, an dem Levy die Bewerbungsgespräche für seine Restaurants geführt hat.  Die Erinnerung an diese Gespräche rührt ihn. Levy ist ein Schweizer Geschäftsmann mit bewegter Vergangenheit. Gemeinsam mit seiner Frau Sheela bekam er die Lizenz für den Markenaufbau und die Gründung von “The Body Shop“ in der Schweiz, jetzt gehören ihm gemeinsam mit Miteigentümer Simon Petutschnig die Restaurants fera und Yara. Auf dem Öko-Weingut Can Feliu, das einzige demeter-zertifizierte Weingut auf Mallorca, das ganz nebenbei auch noch sensationelles und auf der Insel einmaliges biodynamisches Olivenöl produziert, wird eigens für die beiden Restaurants gekeltert.

Beides, Öl und Wein, werden in den Restaurants zelebriert. Ein leichtes Spiel, wird das Olivenöl, das den Namen Son Naava trägt, von Juroren internationaler Olivenölprämierungen in höchsten Tönen gelobt. Und der Wein? Ausgesprochen spannend. Can Feliu ist nicht nur ein Weingut, es ist ein Landgut in Porreres. Und da es biodynamisch bewirtschaftet wird, tummeln sich auch jede Menge Tiere rund um die Weingärten.

Im Herzen von Palma

Das fera im Zentrum Palmas ist ein kunstaffiner Wohlfühlort. Das Ambiente im Inneren ist modern und versprüht Geist. Draußen sitzt man im vermutlich schönsten Garten Mallorcas. Simon Petutschnig, der schon im Miramar und im Quadrat gezeigt hat, was er draufhat, kombiniert mediterrane Ideen mit asiatischen Akzenten. Das fängt schon bei den Grüßen aus der Küche an, die der Service vorab an den Tisch bringt. "Fera Tapas" nennen sie das. Darunter ein knuspriges Röllchen mit Tatar vom Simmentaler Rind. Später der Brotgang, der alle Stückerl und die Olive die Hauptrolle spielt und eine Auster (Gillardeau I) bei der nicht nur die Auster selbst, sondern auch eine sphärische "Perle" serviert wird. Unvergesslich. In Summe ein grandioses Menü. Kein Wunder, dass es Petutschnig hier Tag für Tag gelingt, das Lokal zu füllen.

Galerie

© Jürgen Schmücking
© Jürgen Schmücking
© Jürgen Schmücking
© Jürgen Schmücking

Apropos füllen. Das schafft er auch im Hafen. Das dortige Yara ist das jüngere der beiden Restaurants. Das Ambiente eine Spur entspannter, die Musik eine Spur lauter, der Blick auf die schnittigen Luxusyachten, die im Hafen stehen, und auf denen oft reiche, manchmal auch schöne Menschen an der Reling stehen und Sangria trinken. Im Lokal selbst sind die Gerichte ebenfalls mediterran geprägt. Und auch hier gibt es asiatischen Einfluss. Vielleicht sogar eine Spur mehr als  im Fera. Großartige Sushi, effektvoll präsentiert, Fleisch und Seafood vom Robota-Grill, Tempura zum Niederknien und als Hauptgang Spareribs, die den Begriff "Soul Food" neu definieren. Mit üppig geschnittenen Trüffel-Pommes frites.

Die beiden Restaurants zeigen überdeutlich, dass Palma eine Destination ist, die von der kulinarischen Landkarte nicht wegzudenken ist. Man muss nur durch das schrille Nadelöhr der Billigflieger.

von Jürgen Schmücking

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