30.11.2022

Reinhard Hanusch über die schönste Branche der Welt

Der Geschäftsführer von Küchen-Profi Lohberger sieht in der Gastronomie überwiegend positive Emotionen und viel Potenzial für die nächste Generation.

Reinhard Hanusch mit Karl Hohenlohe bei der Gault&Millau-Genussmesse
Reinhard Hanusch mit Karl Hohenlohe bei der Gault&Millau-Genussmesse © Gault&Millau / Philipp Lipiarski

Wenn es um ein Stimmungsbild der heimischen Gastroszene geht, dann gibt es hierzulande nur wenige Menschen, die so nahe am Puls sind wie Reinhard Hanusch, der mit seinem Küchenbau-Unternehmen seit Jahrzehnten Fundamente für kulinarische Erfolgsgeschichten setzt. Nach vielen Gesprächen auf der “GAST” – kurz für die “Alles für den Gast-Fachmesse” in Salzburg – wagte er im Gespräch mit Gault&Millau eine Bestandsaufnahme sowie einen Ausblick.

“Es gibt in der Gastroszene im Moment zwei Wahrnehmungen”, sagt Hanusch bei einem Interview in der eben eröffneten Mama Kraft Basement Brewery in Wien. Auf der einen Seite werden Rekorde bejubelt – der Sommer war fast überall stärker als vor der Krise, der erste “normale” Winter steht bevor. Andererseits ist die Stimmung schlecht. Die Presse liefert pausenlos Negativ-Schlagzeilen und es fehlen Visionen für Großprojekte. “Wir von Lohberger denken positiv, die Planung ist aber vorsichtig denkend. Generell bemerken wir, dass der persönliche Kontakt immer wichtiger ist. Da kommt uns zu Gute, dass wir immer fair geblieben sind. Dank unserer Produktion in Österreich waren wir trotz allgegenwärtiger Engpässe immer lieferfähig, wir haben das bei der Preisgestaltung aber nie ausgenützt.” 

Prägende Corona-Zeit

Es hat sich herausgestellt, dass Vertrauen und Verlässlichkeit die wesentlichsten Entscheidungsmotive sind. “Wir denken bei unseren Partnerschaften langfristig und sind nicht nur bei Sonnenschein für unsere Kunden da. Wenn ein Problem entsteht, dann helfe ich erst recht”, so Hanusch. Das schafft dauerhafte Verbundenheit. Besonders prägend war die Zeit in der Corona-Krise, da wurde sehr genau beobachtet, wie sich die Leute verhalten haben.

Die Schere zwischen hochpreisiger Spitzengastronomie und preisbewussten Restaurantkonzepten geht Hanuschs Wahrnehmung zufolge immer weiter auseinander. Die Preise bei den Top-Betrieben haben weiter angezogen, dennoch sind diese Betriebe fast durchgängig ausgebucht. “Endlich kann die Top-Gastronomie Preise verlangen, die ein hochwertiger Wareneinsatz eigentlich notwendig macht.”

Unbezahlbare emotionale Momente

Eines der brennendsten Themen der Gastronomen ist die Personalknappheit, das wurde auch bei der “GAST” intensiv diskutiert. Lohberger hat im September dieses Jahres die Initiative “Zukunft der österreichischen Gastronomie” gestartet. In den kommenden zwölf Monaten sollen in jedem Bundesland Treffen zwischen den wichtigsten Vertreter*innen der Branche, der regionalen Wirtschaft, der Medienhäuser sowie der Politik stattfinden. “Wir wollen den jungen Leuten die schönste Branche der Welt näherbringen, sie für die Gastronomie begeistern”, sagt Reinhard Hanusch mit brennender Leidenschaft.

Der Geschäftsführer von Lohberger ist sicherlich die Idealbesetzung, wenn es darum geht, die schönen Seiten der Gastronomie zu betonen. “Ich habe in 20 Jahren bei meiner Arbeit so viele schöne Erlebnisse gehabt, das ist in keiner anderen Branche möglich! Ohne die Gastronomie wäre mein Leben nicht so schön verlaufen.” Die Arbeit schweißt zusammen und auch junge Mitarbeiter können mit ihren Teams unbezahlbare emotionale Momente erleben. Hanusch erzählt von Küchenparties, vom Treffen mit charismatischen Persönlichkeiten und den unbegrenzten Möglichkeiten für eine internationale Karriere. “Aber ohne Einsatz und Fleiß geht es nicht.”

“Wir hören nicht auf, täglich junge Leute für die Gastronomie zu begeistern!”
Reinhard Hanusch

Freundschaften für das Leben

Die Geschichte seines Kollegen Herbert Breckner, der als Installateur bei Lohberger begonnen hat, ist Sinnbild für die Möglichkeiten, die die Branche bietet. Breckner arbeitet seit 44 Jahren bei Lohberger und hat bleibende Freundschaften mit prominenten Kunden wie Cornelia Poletto, Roland Trettl, Hans Neuner und vielen mehr geschlossen. Poletto hat ihn sogar privat zu sich nach Hause eingeladen. Gastronomen auf Sylt ließen ihn auch schon mal mit dem Flugzeug abholen, damit er bei ihren Eröffnungsfeiern dabei sein kann.

Am Ende wagt Hanusch einen Blick in die Zukunft: “Das Personal-Thema wird uns noch lange begleiten, aber wenn es Betriebe schaffen, ihre Kernkompetenz herauszuarbeiten, dann werden sie Erfolg haben.” Durch intelligente Partnerschaften können Abläufe optimiert werden, wodurch man vorübergehend auch mit weniger Personal auskommen kann. Schlussendlich geht es Gastronomen aber nicht anders als Küchenherstellern: Man darf nicht bloß Grundbedürfnisse befriedigen, man muss Emotionen schaffen.

von Bernhard Degen

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