Hoch lebe die kulinarische Poesie! Das Menü heißt bei Manuel Ressi „Bärenwanderung“, die einzelnen Gänge tragen – je nach Jahreszeit – Namen wie zum Beispiel „Fischerei“, „Kürbisfeld“, „Hühnerhof“, „Jungwald“, „Wasserfall“ oder „Zwetschkerei“. Dahinter verbergen sich liebevoll arrangierte, komponentenreiche Gerichte vulgo Kleinkunstwerke, die man vier- bis achtgängig kombiniert. Es sind Gerichte wie die Lachsforelle mit hausgemachtem Kombucha, Ochsenherzkarotte, (heimischer) Physalis und Erdnuss, die Ressis Talent, seine Produktfokussiertheit und Meisterschaft zeigen. Der Teller ist eine reduzierte Schönheit, geschmacklich perfekt abgestimmt und köstlich. Und dann blitzt auch immer wieder der Hang zur Klassik durch. Ein Lammgang, bei dem Fleisch und Innereien gleichermaßen zu einer Art Galantine verarbeitet werden. Das ist kulinarisches Hochamt. Und erst das Spargelgericht. Umwerfend. Vollmundig und üppig einerseits, elegant und erfrischend andererseits. Ein wunderbarer Spagat. Mit Sauce Choron und Eclair. Manuel Ressi kocht im Moment in Bestform, seine Gerichte überzeugen auf ganzer Linie. Übrigens nicht nur die in seinen Fine-Dining-Menüs. Auch das, was im Wirtshaus geboten wird, ist großartig.