Sich in Berichten über das Tanglberg ausschließlich auf die Küche zu konzentrieren, ist praktisch kaum möglich. Zu schön ist der in Österreich seinesgleichen suchende Gastraum, zu herzlich sind Empfang und Service der Gastgeberin Ricki Staudinger, zu beeindruckend und sympathisch ist das Gesamtkonzept von Galerist Erich Spitzbart, als dass man all das unerwähnt lassen könnte. Für einen Koch stellt es eine nicht unbeträchtliche Herausforderung dar, mit einem derartig betörenden Ambiente mitzuhalten. Rainer Stranzinger hat das viele Jahre geschafft, seinem ehemaligen Schüler und Nachfolger Max Schellerer gelingt dies nun ebenfalls. Dabei ist er der an einer zeitgemäßen Interpretation französischer Klassik orientierten Linie seines Vorgängers treu geblieben. Foie gras mit grünem Apfel, französischer Blutwurst und Mandel sind dafür ein programmatischer, gut ausbalancierter Auftakt. Das Onsen-Ei mit Lardo und Mais verblüfft durch seine Knusprigkeit und ist ebenso perfekt gegart wie die Languste mit Paprika, Melone und Physalis. Diese Küche erfindet die kulinarische Welt nicht neu, aber verleiht jener der traditionellen Haute Cuisine immer wieder einen Extrakick wie etwa bei der Kombination eines zarten Skreis mit Staudensellerie, Tomate und Vogelbeere. Das Dessert mit Valrhona-Ivoire-Schokolade, Erdbeere, Limette und Baiser wirkt da geradezu wie ein logischer Abschluss. Auf unverändert hohem Niveau befindet sich auch die Weinkarte, die nicht nur Erich Spitzbarts Liebe zum Burgund widerspiegelt, sondern auch leistbare Kostbarkeiten zu diesem Thema bietet. Diese lohnt es zu verkosten, ohne an die Weiterfahrt auf der A1 zu denken, denn wir haben noch gar nicht die bezaubernden Gästezimmer erwähnt …