08.03.2022

Hintergrund: So geht Wodka-Boykott richtig

Der Gründer der Stoli-Group ist schon vor 20 Jahren vor Putin geflohen – nun gibt es westlichen und russischen Stolichnaya. In Österreich ist die russische Variante im Handel. Für eine schärfere Unterscheidung wird die westliche Version nun in "Stoli" umbenannt.

©  Stoli® Group

Die Wut und die Enttäuschung über den russischen Aggressor, der einen Angriffskrieg gegen ein unabhängiges Land führt, bringen viele Menschen dazu, russische Produkte zu boykottieren. Bekanntestes russisches Exportprodukt ist Wodka, der im Moment weltweit in Ungnade fällt. Dabei sollte man beachten, dass russischer Wodka nur einen kleinen Teil der Importware ausmacht und persönliche Boykotte nur zu leicht die Falschen treffen können. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Stolichnaya Wodka.

“Die Stoli® Group hat eine lange Geschichte im Kampf gegen das russische Regime. Wir verurteilen die Militäraktion in der Ukraine unmissverständlich und stehen an der Seite des ukrainischen Volkes.” Dies ist das klare Statement der Stoli® Group, die schon seit über zwei Jahrzehnten unter Putins Repressionen leidet. Damian McKinney, Global CEO, betont, dass die Gruppe ihre Wurzeln in Lettland hat und Niederlassungen in der Ukraine und angrenzenden Ländern unterhält, aber nicht in Russland.

Dennoch wird auch in Russland Wodka mit dem Namen Stolichnaya hergestellt und laut Homepage auf “begrenzten Märkten” vertrieben. Zu diesen gehören allerdings beispielsweise Österreich und die Benelux-Länder. Die Optik ist ähnlich, der Inhalt den Angaben auf der Homepage der Stoli® Group zufolge minderwertig. Die russische Ausgabe ist durch den Zusatz “Made in Russia” bzw. "Russian Vodka"  leicht zu erkennen. Ein Verzicht auf den in Österreich erhältlichen russischen Stolichinaya trifft somit Putins Regime. Um Verwechslungen auszuschließen will sich die Stoli® Group nun noch klarer distanzieren und ihren Wodka in “Stoli” umbenennen. 

"Ich habe persönlich die Verfolgung durch Putins Regime erlebt und teile den Schmerz der Ukraine und ihrer Menschen".
Juri Shefler, Gründer der Stoli® Group

Die Vorgeschichte

Nach dem Kauf des angeschlagenen Unternehmens im Jahr 1997 verwandelte Shefler den Stoli®-Wodka in ein global agierendes Unternehmen. Juri Shefler verließ Russland im Jahr 2002 und ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Seit damals schwelt ein Rechtsstreit um die Markenrechte, der in einigen Ländern immer noch andauert. In Österreich und den Benelux-Ländern ging der Rechtsstreit zugunsten Russlands aus.

Der russische Stolichnaya wird von dem Staatsunternehmen FKP Soyuzplodoimport hergestellt. Dieser Betrieb darf sein Produkt in 150 Ländern der Welt nicht verkaufen, darunter auch in den Vereinigten Staaten, wo die Stoli® Group die Markenrechte besitzt und wo nur der in Lettland hergestellte Wodka rechtmäßig verkauft werden darf. 

"Seit Jahrzehnten widersetzt sich die Stoli®-Gruppe dem Regime von Putin. Wir stehen jetzt an der Seite aller Ukrainer und Russen, die nach Frieden rufen."
Damian McKinney, Global CEOder Stoli® Group

Die Stoli® Group unterstützt die Ukraine durch Spenden an World Central Kitchen (WCK), eine gemeinnützige Organisation, die als erste an der Front ist und Mahlzeiten als Reaktion auf Krisen bereitstellt. 

Weniger russisch als gedacht

Obwohl Russland landläufig die erste Assoziation zu Wodka ist, spielt das autokratisch regierte Land weder wirtschaftlich noch historisch die erste Geige. Der erste Wodka wurde laut schriftlicher Erwähnung 1405 im ehemaligen Königreich Polen in Sandomierz gebrannt, erfährt man auf Wikipedia. Der meiste Wodka wird laut "Eye for Spirits" ausgerechnet in den USA produziert, die Marke Smirnoff ist in amerikanischer Hand und weltweit führende Wodka-Marke. Den Angaben zufolge liegt Smirnoff gar auf Platz drei aller weltweit verfügbaren Spirituosen. Im Wodka-Sektor rangieren hinter dem Marktführer Absolut auf Rang zwei und Grey Goose auf Rang drei. Die Herkunftsländer sind Schweden und Frankreich.

von Bernhard Degen

Auf dem Laufenden bleiben

Melden Sie sich kostenlos für unseren wöchentlichen Newsletter an.