Amador

19/20 WertungWertungWertungWertungWertung
Standort

Grinzinger Straße 1190 Wien Wien

Testbericht

Gault&Millau Punkte

19 / 20

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Wow, was für ein Abend! Reden wir nicht lange drumherum: Juan Amador (der Spanier) startet mit einer Reihe von Tapas. Das, was andere ihre „Grüße aus der Küche“ nennen. Den Auftakt macht „Königskrabbe, Jalapeño und Gewürztee“: ein Erdäpfelröllchen mit Königskrabbe und fein eingearbeitetem, keinesfalls zu scharfem Jalapeño. Leichtes Prickeln auf der Zunge. Perfekt dosiert. Dazu – à part serviert – ein Royal, über das feiner Gewürztee gegossen wird. Hocharomatisch. Hervorragend. Was dann, zwei Gänge später, kommt, ist ein Triumvirat guten Geschmacks: Erdäpfel, Buchweizen, Kaviar. Und zwar in Form eine kleinen Tarte, getoppt mit Almas-Kaviar. Also heller Albino-Kaviar vom Beluga-Stör. Amador ist produktversessen. Das werden wir im Lauf des Menüs noch öfter erleben. Die letzte der Tapas heißt schlicht „Rhabarber, Gambero Rosso, Himbeere“. Der Gang wird sich unauslöschlich im limbischen System festkrallen. Einfach unvergesslich. Himbeere und der (rohe) rote Gambero bilden eine verführerisch süße Basis, der Rhabarber steuert Frische und Eleganz bei. Dann Brantner-Brot und Bordier-Butter und anschließend der erste offizielle Gang im Menü: Kaisergranat. Und zwar so: Bester Seeigel aus Hokkaido in feiner Sauce verarbeitet, der Kaisergranat, Sanddorn und Piment d’Espelette trommeln einen dezenten, aber klaren Rhythmus im Hintergrund. Auch das nächste Gericht ist nicht aus dem Kopf zu bekommen. Diesmal wegen der Erbsen. Eine Schüssel frischer, leuchtend grüner Guisante lágrimas. Tränenerbsen. Umwerfend. Ach ja, das Gericht heißt eigentlich Felsenrotbarbe und wird – neben den „lágrimas“ – noch mit Ricotta und Rizzoli-Sardelle präsentiert. Allerdings wird nach dem ersten Erbsenlöffel klar, dass der Fisch hier nicht die Hauptrolle spielt. Es bleibt elegant und ein wenig experimentell. Der bretonische Steinbutt kommt mit Gulaschsaft, Kohlrabi und Presskopf, das Poltinger Lamm danach mit Melanzani, Morcheln und einer indischen Gewürzmischung. Samt deftigem Fettrand. Und ja, auch Klassiker der Amador-Küche werden ins Menü eingebaut. Die geeiste Beurre blanc mit Auster und Haselnussmilch hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, ist aber immer noch eine Sensation. Amador schließt das Ganze mit ein paar „pequeñas locuras“, kleinen Verrücktheiten, ab. Zum Beispiel mit einer mutigen Interpretation einer Schwarzwälder Kirsch. Salzig, sauer und mit Speck. Nur als Beispiel. Ganz zum Schluss noch zwei Pralinen als Hommage an Joan Miró. Wie gesagt: ein Wow-Abend, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

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