Silvio Nickol Gourmet Restaurant

19/20 WertungWertungWertungWertungWertung
Standort

Coburgbastei 1010 Wien Wien

Testbericht

Gault&Millau Punkte

19 / 20

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Sieben Jahre ist es bereits her, dass Silvio Nickol für sein gleichnamiges Restaurant die Höchstnote von uns erhielt. Damals vier Hauben, durch eine Angleichung an das internationale Bewertungssystem wuchsen sie 2019 auf fünf an. So viel zur Historie. Aber was macht er besser als andere Köche? Was darf man von einer Fünf-Hauben-Küche erwarten? Sie muss nicht nur weit über dem Durchschnitt liegen, sondern voller Finesse, überraschend in der Kreation und in jedem Fall einzigartig sein. Ja, das ist möglich. Siehe Nickol.Die französische Klassik ist dank seiner Ausbildung tief in der DNA des gebürtigen Deutschen verankert, jedoch erwartet uns kein abgehobenes Menü aus ausschließlich importierten Nobelprodukten anhand einer statischen Abfolge in Form von jahrelang erprobten Signature Dishes. Nickol gehört mittlerweile zu jenen Köchen Österreichs, die erkannt haben, dass eine fundierte kulinarische Identität nur mit lokaler Qualitätsproduktion und in Zusammenarbeit mit engagierten heimischen Produzenten möglich ist.Alleine für die Amuse würden wir wiederkommen: Mettbrötchen mit Jahrgangssardine und Lauch auf Sauerteigchip, knusprige Schweinbraten­röllchen mit Sauerkraut erfüllen voll und ganz ihre Job-Description: allesamt kleine Geschmacksbomben, die neugierig machen, was kommt. Es folgt Nickols Signature-Gericht: der Wald – Entenleber, Fichte, Pilze, Schokolade. Die Optik eine Illusion, der Geschmack genau das Gegenteil. Die Mischung aus Leber, Fichte, Schokolade und Haselnüssen ist so wohltuend wie explosiv. Auch der Kingfish macht seinem Name alle Ehre: fein und elegant mit Alge, Zwiebel und einer Essenz, die man sich aus einer Austernschale selbst in den Teller gießt. Wie ein tiefer Atemzug Meeresluft, so intensiv, frisch und duftig. Adlerfisch und Kaisergranat sind erwartungsgemäß von Topqualität, dazu eine ganze Litanei an Zutaten – zu viel von allem, der Protagonist hat zu wenig Gelegenheit, sein wahres Gesicht zu zeigen. Das ist der einzige Kritikpunkt an Nickols Küche: Sein Genie liegt im Detail. Manchmal geht es diesbezüglich mit ihm durch, aber meistens funktioniert es brillant. Wenn nicht, schlägt es in jede Richtung aus. Zum Abschluss noch Blutorangenpraline mit Madacamia und Zitrone, Grießflammeri mit Tonkabohne, Mohn und Nussbutter und eine salzige Erdnusscreme. Die Weinbegleitung ist exzeptionell, Sommelier Sebastian Gabriel sorgt etwa mit Tschidas Non-Tradition und Marc Colins Puligny Montrachet Le Trézin 2014 für spannende Begleiter, die man nicht unbedingt erwarten würde. Für uns erfüllen Silvio Nickol und sein Team jede Box auf der Fünf-Hauben-Checklist. Ein Erlebnis auf vielen Ebenen, das man nicht so schnell vergisst.

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